Verkehrsrecht

„Bye Bye drunk riding“

Der digitale Nudge „Bye Bye drunk riding“ zielt auf eine sichere Anwendung des E-Scooters im Straßenverkehr ab, wobei die Verhinderung einer alkoholisierten Nutzung der E-Scooter im Fokus steht.
Hierzu wird ein Disclaimer in der App der E-Scooter Anbieter implementiert, welcher mittels Gefahrenhinweisen sowie rechtlichen Konsequenzen von der alkoholisierten Fahrt abhalten soll.
In der konkreten Umsetzung soll der Nudge in einem Zeitfenster von Freitag bis Sonntag zwischen 22:00 Uhr und 6:00 Uhr in der App angezeigt werden, da die meisten alkoholisierten Fahrten in diesem Zeitraum stattfinden.
Die zeitlich begrenzte Ausspielung des Nudges sowie die unterschiedliche Darstellungsform der präsentierten Informationen wirken dem allgemeinen Gewöhnungseffekt entgegen.

Was bedeutet das Thema?

Das Verkehrsrecht im Allgemeinen umfasst alle Vorschriften und Rechtsnormen, die sich mit einer Ortsveränderung von Personen und Gütern beschäftigt. 66 Paragrafen bilden in Kombination mit über 400 Verkehrszeichen das Fundament für einen sicheren und geregelten Straßenverkehr. Doch warum entscheiden sich Verkehrsteilnehmer:innen in einigen Situation konsequent dazu, die geltenden Regelungen zu missachten und die eigene Verkehrsumwelt demnach unmittelbar zu gefährden?
Ob Geschwindigkeitsüberschreitungen, überfahren roter Ampeln oder Trunkenheit am Steuer, die Liste der Vergehen ist lang und selten lässt sich das gezeigte Verhalten rational erklären.
Neben Emotionen, Einstellungen und persönlichen Motiven stellt vor allem die angesprochene Zunahme an irrationalem Verhalten eine entscheidende Herausforderung im Straßenverkehr dar, die es mit nachhaltigen, fairen und evidenzbasierten Maßnahmen zu lösen gilt.

Ziel des Nudges

Der E-Scooter nimmt als Verkehrsmittel eine entscheidende Bedeutung in der urbanen Mikromobilitätsstrategie ein und wird für viele Verkehrsteilnehmer:innen zu einem immer beliebteren Fortbewegungsmittel. Deshalb möchten wir den E-Scooter als wichtigen Teil der Mikromobilitätsstrategie sicherer machen. Dafür muss das Bewusstsein für potenzielles Fehlverhalten geschaffen und die Entscheidungsarchitektur verbessert werden. Durch unseren Nudge soll das Unfallrisiko gesenkt und die allgemeine Verkehrssicherheit erhöht werden, sodass letztlich auch unbeteiligte Verkehrsteilnehmer:innen geschützt werden können.

    Bedarfsanalyse

    • Steigende Relevanz in der Mikromobilität
      Der Markt für Mikromobilität wächst zwei- bis dreimal so schnell wie der des Carsharings, was eine Veränderung der Verkehrsstruktur bedingt und somit einen maßgeblichen Einfluss auf die allgemeine Verkehrssicherheit mit sich bringt.
    • Alkoholisierte Nutzung
      Die Nutzung von E-Scootern im alkoholisierten Zustand stellt die häufigste Unfallursache dar und wird vermehrt an Wochenenden zwischen 22:00 Uhr und 6:00 Uhr beobachtet.
    • E-Scooter Unfälle
      2020 gab es 2.155 E-Scooter Unfälle mit Personenschäden, darunter 386 Schwerverletzte und 5 Tote. Insgesamt ereignen sich mit dem E-Scooter im Vergleich zum Fahrrad doppelt so viele Unfälle und im Vergleich zu Fußgänger:innen ist die Unfallbilanz sogar siebenmal so hoch.

    Ursachenanalyse

    • Present Bias

      Der gegenwärtige Vorteil einer schnellen und unkomplizierten Fortbewegung wird von E-Scooter Nutzer:innen in der Entscheidungsfindung überdurchschnittlich stark berücksichtigt, sodass potenzielle Folgen in Form einer Straftat oder eines Unfalls oftmals gänzlich ignoriert werden.

    • Overconfidence Bias

      Individuen halten sich selbst für weniger gefahrenanfällig als andere und agieren folglich zu optimistisch. Ein typisches Gedankenmuster lautet: „Bislang habe ich noch nie einen Unfall verursacht, dann wird es mir dieses Mal auch nicht passieren!“

    • Hyperbolisches Diskontieren

      Der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung, beispielsweise der schnellen Fortbewegung, trotz alkoholisiertem Zustand, wird ein unverhältnismäßig hoher Wert beigemessen.

    • Lack of information and false belief

      Informationen zur Gesetzgebung und einer potenziell strafrechtlichen Verfolgung in Bezug auf alkoholisiertes Fahren sind überwiegend lückenhaft. Fälschlicherweise wird die gesetzliche Behandlung von E-Scootern oftmals mit der des Fahrrades gleichgesetzt.

Die Zielgruppe

Zu unserer Zielgruppe gehören Personen, die die Absicht verfolgen den E-Scooter im alkoholisieren Zustand zu nutzen und dadurch aktiv ihre eigene Verkehrssicherheit sowie die unbeteiligter Verkehrsteilnehmer:innen gefährden.

Mehrwert des Nudges

  • Unfallreduktion

    Durch die Verringerung der Nutzung des E-Scooters im alkoholisierten Zustand.

  • Optimierung der Entscheidungsarchitektur

    Durch die Schaffung eines erhöhten Bewusstseins für rechtliche Konsequenzen.

  • Commitmentsteigerung

    Durch regelkonformeres Verhaltens im Straßenverkehr.

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Denise Rettig

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